Ausstellung 8.7. – 15.9.2024
Im Zweiten Weltkrieg stellten Flugblätter das wohl wichtigste Element der psychologischen Kriegsführung dar: Millionenfach über feindlichem Gebiet abgeworfen, waren sie neben Radiosendungen die einzige Möglichkeit, direkt mit der Gegenseite in Kontakt zu treten. Mit aufrüttelnden Appellen und sarkastischem Humor, mit neutralen Nachrichten und aufwändigen Grafiken, mit brutalen Bildern von verstümmelten Leichen, aber auch mit Pin-Ups und erotischen Zeichnungen sollten die feindlichen Soldaten aufgeklärt, verunsichert, verängstigt und demotiviert, vor allem aber zur Aufgabe des Kampfes bewegt werden. Für an Deutsche gerichtete Flugblätter waren dabei oft geflohene Oppositionelle verantwortlich: Von Thomas Mann bis Walter Ulbricht reichte die Bandbreite der Urheber der antinationalsozialistischen Propaganda. Mit einer Zusammenstellung von Flugblättern mehrerer Kriegsparteien bietet die Ausstellung Eine Bombe voller Blätter einen facettenreichen Einblick nicht nur in die Rolle der Propaganda und der psychologischen Kriegsführung während des Zweiten Weltkrieges, sondern auch in die Techniken ihrer Verteilung: Die Flugblätter wurden nämlich nicht nur mit Flugzeugen abgeworfen, die meisten Armeen setzten für die Verteilung beispielsweise auch spezielle Artilleriegranaten ein, mit denen Flugblattpakete direkt in die feindlichen Linien geschossen wurden. Anhand solcher Exponate werden also nicht nur die Propaganda- und Überzeugungsstrategien der psychologischen Kriegsführung, sondern auch die Produktion und Verteilung der Flugblätter plastisch sichtbar.
Die Exponate stammen aus dem Archiv des „Weisse Rose Instituts“, das seinen eigentlichen Fokus auf die Münchener Widerstandsgruppe in den vergangenen Jahren durch Ankäufe und Schenkungen erweitert hat. Einen Bezug zu den berühmten Vorkämpferinnen und Vorkämpfern der Demokratie gibt es auch in der Ausstellung: Ihr letztes Flugblatt wurde von der Royal Air Force hunderttausendfach über den deutschen Linien abgeworfen. Konzipiert wurde die Ausstellung von einem Kurs am Historischen Seminar und ihrem Dozenten Benedikt Sepp.
Zum Besuch der Ausstellung, vor allem aber zu ihrer Eröffnung am 08.07.2024 um 19 Uhr im Historicum im Eingangsbereich der Fachbibliothek, Schellingstraße 12, 80799 München laden wir Sie herzlich ein. Bei Fragen schreiben Sie gerne an benedikt.sepp@lmu.de oder roman.schwarz@campus.lmu.de.
Ausstellungsort:
Eingangsbereich der Fachbibliothek Historicum
Schellingstraße 12, 80799 München
Dauer: 08.07.2024–15.09.2024