Im Zweiten Weltkrieg stellten Flugblätter das wohl wichtigste Element der psychologischen
Kriegsführung dar: Millionenfach über feindlichem Gebiet abgeworfen, waren sie neben
Radiosendungen die einzige Möglichkeit, direkt mit der Gegenseite in Kontakt zu treten. Mit
aufrüttelnden Appellen und sarkastischem Humor, mit neutralen Nachrichten und aufwändigen
Grafiken, mit brutalen Bildern von verstümmelten Leichen, aber auch mit Pin-Ups und erotischen
Zeichnungen sollten die feindlichen Soldaten aufgeklärt, verunsichert, verängstigt und
demotiviert, vor allem aber zur Aufgabe des Kampfes bewegt werden. Für an Deutsche gerichtete
Flugblätter waren dabei oft geflohene Oppositionelle verantwortlich: Von Thomas Mann bis
Walter Ulbricht reichte die Bandbreite der Urheber der antinationalsozialistischen Propaganda.
Mit einer Zusammenstellung von Flugblättern mehrerer Kriegsparteien bietet die Ausstellung Eine
Bombe voller Blätter einen facettenreichen Einblick nicht nur in die Rolle der Propaganda und der
psychologischen Kriegsführung während des Zweiten Weltkrieges, sondern auch in die Techniken
ihrer Verteilung: Die Flugblätter wurden nämlich nicht nur mit Flugzeugen abgeworfen, die
meisten Armeen setzten für die Verteilung beispielsweise auch spezielle Artilleriegranaten ein,
mit denen Flugblattpakete direkt in die feindlichen Linien geschossen wurden. Anhand solcher
Exponate werden also nicht nur die Propaganda- und Überzeugungsstrategien der
psychologischen Kriegsführung, sondern auch die Produktion und Verteilung der Flugblätter
plastisch sichtbar.
Die Exponate stammen aus dem Archiv des „Weisse Rose Instituts“, das seinen eigentlichen
Fokus auf die Münchener Widerstandsgruppe in den vergangenen Jahren durch Ankäufe und
Schenkungen erweitert hat. Einen Bezug zu den berühmten Vorkämpferinnen und Vorkämpfern
der Demokratie gibt es auch in der Ausstellung: Ihr letztes Flugblatt wurde von der Royal Air Force
hunderttausendfach über den deutschen Linien abgeworfen. Konzipiert wurde die Ausstellung
von einem Kurs am Historischen Seminar und ihrem Dozenten Benedikt Sepp.
Zum Besuch der Ausstellung, vor allem aber zu ihrer Eröffnung am 08.07.2024 um 19 Uhr im Historicum im Eingangsbereich der Fachbibliothek, Schellingstraße 12, 80799 München laden wir Sie herzlich ein. Bei Fragen schreiben Sie gerne an benedikt.sepp@lmu.de oder roman.schwarz@campus.lmu.de.
Ausstellungsort: Eingangsbereich der Fachbibliothek Historicum Schellingstraße 12, 80799 München
Int. Fachtagung am 11./12. Oktober 2023 anlässlich des 80. Todestages von
Willi Graf
(02.01.1918-12.10.1943)
Veranstaltet vom Erzbischöflichen Ordinariat München in Zusammenarbeit mit dem Weisse Rose Institut e.V. in derKatholischen Akademie in Bayern, Mandlstraße 23, 80802 München
Aus Anlass des 80. Todestages von Willi Graf laden das Erzbischöfliche Ordinariat München und das Weisse Rose Institut e.V. zu einer Fachtagung ein. Sie soll einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu Willi Graf geben. Die Tagung findet im Vorfeld der möglichen Eröffnung eines Seligsprechungsprozesses statt und trägt, vollkommen unabhängig vom Ausgang eines solchen Verfahrens, wesentlich zum Verständnis des Lebens und Wirkens seiner Person bei. Angesprochen werden sollen mit dieser Fachtagung diejenigen, die sich mit der Erinnerungskultur zu Willi Graf und der historischen Forschung zum Widerstand in der NS-Diktatur befassen.
Tagungsbeitrag für beide Tage einschließlich Verpflegung 80 €; für Studierende sowie für Schüler und Schülerinnen mit Nachweis 40 €.
Der öffentliche Abendvortrag am Mittwoch, 11. Oktober 2023, ist für die interessierte Öffentlichkeit kostenlos.
„Dann weihten wir unsere Vorsätze dem hl. Herz Jesu, …“ (Willi Graf, Tagebuch
1933) Grundlegung im katholischen Glauben: Jugend in St. Johann und der
Saarbrücker Katholizismus
F. Simon
Diskussion
14:30 Uhr
„>Seid Gefolgschaft in der Tat, nicht nur im Hören des Wortes< Jak.
1,22“ (Willi Graf, Tagebuch 1933) Bund Neu-Deutschland im
Saargebiet
F. J. Schäfer
Diskussion
15:30 Uhr
Pause (Kaffee)
16:00 Uhr
„Der Einzelne kennt seinen Kreis, seine Freunde, die zu ihm gehören, zu ihnen gehört
er, sie halten und erhalten ihn.“ (Günther Schmich, Freund Willi
Grafs) “der mut unser segel, der wind unsre not” – Willi Graf und die Mentalität des Grauen Ordens
P. Goergen, S. Grittner
Diskussion
17:00 Uhr
kurze Pause
17:15 Uhr
„jedes wort sollte eigentlich seine geschichte haben, auf der es stehen kann. dann
hat allesauch einen wert, und der es liest, sieht, daß der versuch gewagt
wurde, so wird er mitgehen …“ (Willi Graf, Tagebuch
1933) Willi Graf: The Role of Bildung in His Decision to Resist
National Socialism
S. Richards-Wilson
Diskussion
18:00 Uhr
Pause (Abendessen)
19:00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag Ist >Widerstand< das richtige Wort? Die kath. Kirche
im „Dritten Reich“ Über Widerstand, Distanz, Anpassung und Kollaboration im „Dritten
Reich“
M. Kißener
Podiumsgespräch
12. Oktober 2023
09:00 Uhr
Heterogenität und Ambivalenz der Liturgischen Bewegung
L. Scherzberg
„… Guardini, der uns soviel zu zeigen und zu sagen hat.“(Willi Graf, 01.12.1942) Die Liturgische Bewegung und der Einfluss Romano Guardinis.
H. Zenz
Diskussion
10:00 Uhr
„Ich werde fortfahren, die Dogmatik von Schmaus durchzuarbeiten“ (Willi Graf, 01.12.1942) Erneuerer katholischer Dogmatik und Brückenbauer zum Nationalsozialismus: Michael Schmaus vor 1945
T. Marschler
Diskussion
11:00 Uhr
Pause (Kaffee)
11:30 Uhr
„Abends lasen wir zusammen ein Buch von Bernanos“ (Sophie Scholl, 13.01.1941) >das Tagebuch eines Landpfarrers< von Bernanos auf französisch, das ich nun eifrig lese,…“ (Willi Graf,11.10.1940) Die Theologie des Renouveau catholique am Beispiel von G. Bernanos
V. Neumann
Diskussion
12:30 Uhr
Pause (Mittagessen)
13:30 Uhr
„Man müsste viel mehr Christ sein, um das alles zu verstehen, …“ (Willi Graf, 30.12.1941). „Vor allem war es wichtig, dass ich mit verwandten Menschen zusammen sein konnte.” (Willi Graf, 08.11.1942) Willi Grafs Weg in den Widerstand
A.H. Leugers-Scherzberg
Diskussion
14:30 Uhr
„Es ist zunächst ein Suchen und Orientieren, aber dann zeigt sich, dass alle Arbeit im Theologischen mündet.“ (Willi Graf, 5.1.1943) Der Einfluss von Hans Scholl als Mentor Grafs (Walter Jens)
D.E. Heap
Diskussion
15:15 Uhr
„… weitertragen, was wir begonnen haben.“ (Willi Graf, 12.10.1943) Wirkungsgeschichte Willi Grafs
Podiumsgespräch: M. Kißener, S. Richards-Wilson, A.H. Leugers-Scherzberg Moderation: J. Modesto
16:15 Uhr
Verabschiedung und Übergang zum
16:45 Uhr
Gottesdienst in St. Sylvester, Dekan G.R. David Theil (mit Läuten der Glocke zur Todesstunde Willi Grafs)
Optional:
18:00 Uhr
Auf den Spuren Willi Grafs in München
J. Modesto
Referenten/Referentinnen:
Baez, Juliane, Familienangehörige
Goergen, Dr. Peter, OStR i.R. Homburg/Saar
Heap, Denise E., Director Center for White Rose Studies, Gettysburg (PA, USA)
Herrmann, Dr. Hans-Christian, Archivdirektor, Stadtarchiv Saarbrücken
Kaufmann, Michael, Vorstand Weisse Rose Institut e.V. München